Ein Toter und Verwundete in Halle

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17. März 1920

Am Mittwoch, dem 17. März, wurden nach dem Zusammenbruch des Berliner Militärputsches durch das energische Auftreten unserer Genossen vor dem Gewalthaber Czettritz die Verhafteten entlassen. Der Generalstreik wurde verschärft, da Czettritz mit der meuternden Garnison und den gewalttätigen Zeitfreiwilligen gar nicht daran dachte, durch das Zurückziehen der wildgewordenen Soldateska in die Kasernen in Halle wieder ,,Ruhe und Ordnung“, die sie dauernd im Maule führten, eintreten zu lassen.

Am Abend waren die Straßen Halles ohne Licht. Wie sicher sich die Miltärgewalthaber noch am Mittwoch im Sattel fühlten, zeigt die Verhaftung des Genossen Oelßner durch zwei Offiziere. Die Streikleitung mußte sich verborgen halten. Durch die militärischen Maßnahmen – auf dem Markte, der ringsherum mit Stacheldraht abgesperrt war, hatte man schwere Geschütze aufgefahren – war die Erregung der Menge bedenklich gestiegen.

Ohne jeden Grund, wahrscheinlich aus Wut über das Mißlingen des Berliner Gewaltstreiches, schossen bei Einbruch der Dunkelheit die Zeitfreiwilligen mit Maschinengewehren in die dichtgedrängte, wehrlose Volksmenge. Ein Toter und eine Anzahl von Verwundeten wurden vom Platze getragen. Geschossen wurde am Marktplatz und in der Großen Ulrichstraße.

in: Volksblatt Halle , vom 31. März 1920
Beilage: „Vierzehn Tage ohne Zeitung. Ein Rückblick auf die Märztage in Halle. “
zitiert nach Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch (2002 . S. 718f

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