Am Sonntag, dem 21. März 1920 , entbrannte der Kampf in Halle bei klarem Frühlingswetter von neuem. Das Militär machte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, mit Artillerie, Panzerautos, Minenwerfer einen Angriff auf Trotha , Galgenberg und den Flugplatz; Die Aktion der Arbeiter litt unter dem Mangel an Munition und schweren Waffen.
Das Militär wäre verloren gewesen, wenn am Sonntag morgen in Trotha und .Ammendorf Artillerie der Arbeiterschaft zur Verfügung gestanden hätte. Aber trotz dieses Mangels hielten sich die Freischaren sehr tapfer, in dem Bewußtsein, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Die Soldaten wagten auch nicht, einen direkten Sturmangriff auf die Stellungen der Arbeiter zu machen, sondern schickten Panzerautos hinaus, gegen welche mit Infanteriewaffen nichts auszurichten war. So kam es, daß Trotha am Sonntagabend verloren ging, da zwei Panzerautos die Front durchbrachen und dann ihre Besatzung von den Flanken her den Ort besetzen ließen.
Auch am Flugplatz mußten die Arbeiter, die nur über wenig Munition verfügen, den Panzerautos, die ihnen in die Flanke gekommen waren, weichen. Wie die Bestien haben die Söldner nach ihren ,,Siegen“ gehaust. Verwundete Arbeiter wurden einfach niedergeknallt, andere an die Wand gestellt und erschossen. Über diese Greueltaten wird noch an anderer Stelle ausführlich berichtet werden.
In der Nacht war Halle ohne jegliches Licht. Ein Kabel des Elektrizitätswerkes war von einer Mine durchschlagen. Da das Wasserwerk vom Militär beschossen wurde, konnte dort nicht mehr gearbeitet werden, so daß nun Halle für die folgenden Tage auch ohne Wasser war. Jung und alt lief mit Eimern zur Saale, um von dort sich Wasser zu holen. Trotz aller Anstrengungen gelang es dem Militär nicht, die Altstadt zu nehmen oder gar zum Hettstedter Bahnhof, dem Hauptstützpunkt der Arbeiter, vorzustoßen. Dagegen waren die Arbeiter, obwohl sie nur mit den primitivsten Mitteln ausgerüstet waren, durch die Schmeer- und Gr. Märkerstraße bis zum Markt vorgedrungen. Rasch aufgeworfene Barrikaden schützten sie vor dem mörderischen Feuer der Soldateska.
In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde auf beiden Seiten erbittert gekämpft. Das Militär konnte keine wesentlichen Erfolge mehr erzielen. Dagegen wurden durch Minen und Artilleriegeschosse, besonders in der Gr. Märkerstraße, am Trödel und in der Mansfelder Straße große Verwüstungen angerichtet.
in: Volksblatt Halle , vom 31. März 1920, Beilage: „Vierzehn Tage ohne Zeitung. Ein Rückblick auf die Märztage in Halle. “ zitiert nach Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch (2002 . S. 718f) :
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Thema: Kapp-Putsch
(21. 03. 1920)