Wer organisiert den Brudermord? Bremen

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31. Dezember 1918

Arbeiter, Bürger und Soldaten!

Unser aktives Regiment 75 liegt vor den Toren Bremens. Es ist die letzte Rast vor dem Einzuge. Freuden-, Sieges- und Kampfeswünsche wehen ihnen wie ein Sturm entgegen. – Endlich soll der heimatliche Einzug in glorreichem Triumphe gipfeln. Die Wünsche des Regiments sowie vieler Bürger überbrachte gestern eine Kommission der 75er dem hiesigen Soldatenrate. Was sind die Wünsche? -Einzug in die Kaserne!

[…] Die Kameraden, die treu ihren Mann standen, als die Garnison sich erhob und die Reaktion stürzte, diese Treukämpfer der Revolution sollen die Kasernen räumen! Und warum? Sind nicht unsere 75er Fleisch von unserem Fleische, die ebenso unter der alten Knechtschaft des Militarismus gelitten haben? Sind sie nicht ebenso daran interessiert, daß unsere, durch die Kriegspolitik der alten Machthaber zusammengebrochene Wirtschaft wieder neu aufgebaut wird, und zwar nicht auf dem System der Sklavenausbeutung, sondern auf dem System, wo die Ausbeutung der Menschen durch Menschen nicht mehr möglich ist. Frei sei der Mensch und gebt ihm Freud´ zur Arbeit.

Arbeiter, Bürger, Soldaten, wer organisiert den Brudermord? Die Reaktion hat den Verleumdungsfeldzug gegen den Arbeiter- und Soldatenrat eröffnet, nach diesem Trommelfeuer soll der Angriff erfolgen.

Ihr Soldaten, wollt Ihr nochmals Krieg? Nein, weder für noch gegen die Revolution wollt Ihr bluten. Ihr wollt endlich nach Hause, Ihr wollt nach den jahrelangen Entbehrungen Ruhe, Ruhe und Frieden, und wir in dem Soldatenrat, wir wollen die Verbrüderung und nicht den Brudermord. Reicht uns die Hand!

Ihr Kameraden der 75er, kommt Ihr als Freund oder Feind?! Wißt Ihr, wozu dunkle Elemente Euch gebrauchen wollen, kennt Ihr die übelriechenden Gerüchte, die Euch als Werkzeuge neuer Putschversuche verwenden wollen? Kameraden! Zeigt öffentlich, daß Ihr mit den blutdürstigen Elementen nichts gemeinsam habt, macht dieser jetzt auf der Stadt lastenden Atmosphäre ein Ende, erklärt öffentlich, ob Ihr Gegner der Arbeiter- und Soldatenräte seid oder nicht. Offenheit und Wahrheit gibt Ruhe und Ordnung!

in: Weser-Zeitung , 1.Januar 1919 , Zweite Morgenausgabe, Beiblatt — als Aufruf des Soldatenrates (31. Dezember 1918) in Revolution und Räterepublik in Bremen (1969)

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