Weisser Terror im April 1920 im Ruhrgebiet

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21. April 1920

Brutale Haussuchungen, bei denen auch manches ,,mitging“, Tritte und Schläge bei den Verhaftungen und beim Abführen der Gefangenen durch die Straßen, systematisches Zusammenschlagen in irgendwelchen Räumen und Kellern (die wichtigsten in den Rathäusern , Polizeipräsidien und Gefängnissen ), die Schreie der Opfer — das gehörte nun zum Alltag.

Wieder heben sich einige Truppen besonders heraus: die Marinebrigade Loewenfeld in Bottrop , das Freikorps Roßbach in Essen , die Bayrische Schützenbrigade in und um Dortmund , das Jäger – Freikorps Bückeburg in Sodingen bei Herne .

( Anmerkung von Lucas : Für die ersten drei Truppen zahlreiche bereits genannte oder noch zu nennende Quellen; für das Jäger-Freikorps Bückeburg : Zivilkommissar Schmidt an Severing , 9. April 1920 , in Nachlaß Severing : A 3 ; sowie Zuschrift Richard Krämer in WAVZ 21.4.1920 )

Die Sipo wütete besonders schlimm in Essen . ( Anm. Lucas: Vor allem Zeugenaussagen in RE sowie während des Wasserturm-Prozesses )   Mancherorts stürzten sich auch Zivilisten auf Gefangene, die abgeführt wurden. ( Anm. Lucas: Hö Vbl und Essener Allgemeine Zeitung vom 8. April 1920 )

Geschlagen wurde vor allem auf den Arsch, den Rücken und die Arme, aber auch auf den  Kopf; mit Gummiknüppeln, Gewehrkolben, Stöcken, Lederkoppeln, Reitpeitschen und Riemen, die gelegentlich mit Schrauben versehen waren; die Prügler bestraften und versuchten etwas zu erzwingen.

Bestraft wurde bereits das Anhaben einer Matrosenuniform oder wenn einer sagte, er habe Terrorakte der Reichswehr gesehen, etwa das Erschlagen von Gefangenen; erzwungen werden sollten alle möglichen Geständnisse — ob man bei der Roten Armee gewesen sei, wo sich gesuchte Arbeitskameraden und Hausgenossen aufhielten usw.

Beliebt war das kollektive öffentliche „Geständnis“. Am 20. April wurden in Bochum zwei Männer abgeführt, die fortgesetzt rufen mußten: „Wir haben einen ermordet!“ Frage der Begleiter: ,,Was seid ihr?“ Antwort: ,,Wir sind Lumpen , Lumpen , Lumpen!“ Auch Exerzieren, kollektive Hochrufe (,,Hoch lebe die 3. Marinebrigade!“) und Lieder (Deutschlandlied, ,,Heil dir im Siegerkranz“ , ,,O Deutschland, hoch in Ehren“) wurden beim Abführen durch die Straßen und in den Prügelkellern erzwungen.

Schließlich der klassische double-bind zwischen Geständnis und Strafe: ,,Warst du bei der Roten Armee?“; Schläge und Tritte; schließlich ein Ja; ,,Das hättest du doch gleich zugeben können!“ — neue Schläge und Tritte.

in: Erhard Lucas : Märzrevolution III (1978) – er nennt als Quellen : Aussagen von Roman Czoik , Ernst Stein und einer SPD-Delegation , sämtlich aus Bottrop , in Nachlaß Severing . A 3 ; RE , 9. April 1920; Vbl , abgedr. in Fr , 25.4.1920; Mo ( Vorfall in Bochum ) ; VfrR , 20.5.1920 ; StA Hagen : Akten Stadt Hagen , AK VIII 39, VL. 172 ; Zivilkommissar Schmidt an Severing a.a.O; Aussagen im Essener Wasserturm-Prozeß , in VZD , 26.2.1921 , 2.3.1921; Die Reihe dieser Belege ist bei weitem nicht vollständig

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