SPD, USPD und KPD gemeinsam im Wuppertal
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15. März 1920
Einig in der Abwehr! Eine gemeinsame Kundgebung der SPD, USPD und KPD in Wuppertal.
Die Konferenz, die heute morgen im Rathause zu Elberfeld stattfinden sollte, damit die Gemeindevertreter unserer Partei Stellung nehmen könnten zu der Versorgung der Gemeinden mit elektrischer Kraft, gestaltete sich infolge des Berliner Putsches der Reaktion zu einer außerordentlich wichtigen Konferenz.
Der Vorsitzende Gen. Dröner eröffnete die Konferenz mit der Mitteilung, daß die ernsten Vorgänge in Berlin auch unsere Parteileitung am Niederrhein veranlaßt haben, sofort mit den Parteileitungen der linksstehenden Parteien Fühlung zu nehmen, um über die zur Abwehr erforderlichen Maßnahmen zu beraten. Vertreter der USPD, der KPD und der freien Gewerkschaften waren dann auch zu dieser Konferenz erschienen, die somit die erste gemeinschaftliche Tagung aller Sozialisten des Wuppertals seit langer Zeit darstellten.
Dröner schilderte kurz die Vorgänge in Berlin und hob hervor, daß alle Sozialisten sich in der Abwehr einig sein müßten und evtl. zum letzten Mittel, dem politischen Massenstreik, greifen müssen. Gen. Lande sprach unter Beifall seine Freude über diese erste gemeinsame Tagung aus und empfahl als Plattform für gemeinsames Handeln folgende Forderungen:
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Die Sozialisten aller Richtungen dürfen es nicht bei der Abwehr bewenden lassen, sondern müssen zum Angriff übergehen! Sämtliche Personen des Soldatenstandes, die Anhänger der Monarchie sind, sind sofort aus dem Heere zu entfernen.
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Die Beamten aller Art im Reich, in den Ländern und Gemeinden, die Anhänger der Monarchie sind, sind sofort ihres Amtes zu entheben.
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Die Vorlage betr. Abfindung der Hohenzollern ist sofort zurückzuziehen. Die Enteignung der Hohenzollern ohne jede Entschädigung ist sofort durchzuführen.
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Die Sozialisierung ist energischer zu betreiben, besonders in der Großeisenindustrie und im Großgrundbesitz. Es ist zu verlangen, daß die Regierung diese Forderung erfüllt, und wenn sie es nicht kann, zurücktritt und einem sozialistischen Ministerium Platz macht. Die erste Vorbedingung gemeinsamen erfolgreichen Wirkens sei allerdings, so betonte Gen. Lande weiter, daß man nicht mehr über die Vergangenheit rede, sondern lediglich in die Zukunft schaue.
Sauerbrey (Vertreter der freien Gewerkschaften) erklärte sich damit einverstanden, daß nicht mehr über die Vergangenheit geredet werde. Wenn es gelte, die Reaktion niederzuwerfen, gebe es kein Wanken und Schwanken. Auch Christmann ( USPD ), Charpentier ( KPD ) und Brockmann (Eisenbahner) erklärten ihre Solidarität im Kampfe gegen die Reaktion.
Nach der Aussprache zogen sich die Vertreter der verschiedenen Richtungen zu Sonderberatungen zurück und gaben, nachdem inzwischen eingelaufene Telegramme über den Sturz der Regierung bekanntgegeben worden waren, Erklärungen ab. Die von Sauerbrey abgegebene Erklärung besagt, daß diese ernste Stunde einmütiges Handeln aller Sozialisten und Arbeiter erfordere. Die USP sowie die Gewerkschaften sind bereit, mit den anderen sozialdemokratischen Parteien sofort den Abwehrkampf aufzunehmen, in dem zum Angriff übergegangen wird. Der Kampf innerhalb der sozialdemokratischen Partei ist einzustellen und die Parteiorgane haben ihre Haltung dementsprechend einzurichten. Die Selbständigkeit der Parteien soll im übrigen nicht eingeschränkt werden. Die Arbeiter sind unverzüglich zum Generalstreik aufzurufen mit dem Ziele:
Wiederherstellung der Republik, über alle weiteren Einzelheiten, bezüglich Durchführung des Kampfes, hat eine Kommission zu entscheiden. Die von Charpentier für die KPD abgegebene Erklärung besagt, daß gemeinsames Handeln des Proletariats notwendig sei, da mit dem Siege der Reaktion die Arbeiterschaft einer jahrzehntelangen Knechtschaft entgegengehe. Die Erklärung enthält ferner die sofortige Bewaffnung des Proletariats.
Auch die für unsere Partei vom Gen. Dröner abgegebene Erklärung gipfelt in dem Willen, alles zu tun, um die Reaktion niederzuwerfen. Einzelheiten des Kampfes werden der Kommission überlassen. Die Kommission zur Durchführung des Kampfes wurde sofort gebildet. Ihr gehörten Vertreter aller sozialistischen Parteien an. Die Kommission wird ihre Arbeiten sofort beginnen. Wir fordern alle Sozialdemokraten, ob Beamte oder Arbeiter, alle auf dem Boden der Republik stehenden Staatsbürger auf, den Weisungen dieser Kommission gemäß zu handeln.“
Am nächsten Tage bekannten sich die Massen auf großen Demonstrationen in Elberfeld und Barmen wiederum zur Aktionseinheit der Arbeiterklasse (vgl. Solinger Volksblatt v. 17. März 1920).
Bericht des ,,Solinger Volksblatts“ über eine Konferenz der drei Arbeiterparteien des Wuppertals, auf der beschlossen wurde, gemeinsam den Kampf gegen die Putschisten aufzunehmen Solingen, 15. März 1920. Solinger Volksblatt v. 15. März 1920.
in Arbeitereinheit retten die Republik (1970)
Thema: Kapp-Putsch
(15. 03. 1920)