SPD ruft auf zum Generalstreik

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13. März 1920

Bürger, Arbeiter, Parteigenossen!

Der Militärputsch ist da! Die Baltikumlandsknechte, die sich vor der befohlenen Auflösung fürchten, haben den Versuch unternommen, die Republik zu beseitigen und eine diktatorische Regierung zu bilden mit Lüttwitz und Kapp an der Spitze! Bürger der Republik, Arbeiter, Genossen! Wir haben die Revolution nicht gemacht, um uns heute wieder einem blutigen Landsknechtsregiment zu unterwerfen. Wir paktieren nicht mit den Baltikumverbrechern.Deutsche Bürger, Arbeiter und Genossen! Die Arbeit eines ganzen Jahres soll in Trümmer geschlagen, eure schwer erkaufte Freiheit vernichtet werden.

Darum sind die schärfsten Abwehrmittel geboten. Kein Betrieb darf laufen, solange die Militärdiktatur der Ludendorff herrscht! Deshalb legt die Arbeit nieder! Streikt! Schneidet dieser reaktionären Clique die Luft ab! Kämpft mit jedem Mittel um die Erhaltung der Republik! Laßt allen Zwist beiseite! Es gibt nur dieses eine Mittel gegen die Rückkehr Wilhelms II.:

Lahmlegung des gesamten Wirtschaftslebens!
Keine Hand darf sich mehr rühren!
Kein Proletarier darf der Militärdiktatur helfen!
Generalstreik auf der ganzen Liniet
Proletarier, vereinigt euch! Nieder mit der Gegenrevolution!“

Aufruf der sozialdemokratischen Mitglieder der Reichsregierung und des Parteivorstandes der SPD zum Generalstreik Berlin, 13. März 1920. IML, ZPA, D.F. VI/13/2 (nicht foliiert). Unterzeichnet: Ebert, Bauer, Noske, Schlicke, Schmidt, David, Müller. Otto Wels Flugbl. — in Arbeitereinheit rettet die Republik

( Noch am gleichen Tag distanzierten sich die sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder Bauer und Noske dem General Maercker in Dresden gegenüber von ihrer Aufforderung zum Generalstreik. (Vgl. die Aussagen Maerckers vor dem Reichsgericht am 13. 12. 1921, DZA Merseburg, Rep. 92 Kapp, E II 18, Bl. 36).  – Im Aufruf der Reichsregierung von Dresden aus fehlt demzufolge jegliche Stellungnahme zum Generalstreik. (Vgl. DZ.A Merseburg, Rep. 90 a Abt. D Tit. 1 l Nr. 29 Bd. I, Bl. 13).

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