Rettet die Ruhrarbeiter!

Startseite » Novemberrevolution 1918/19 » Kapp-Putsch »

30. März 1920

Die neue Reichsregierung hat das Ultimatum an die Arbeiterschaft des Ruhrreviers ablaufen lassen. Auf den Protest des Gewerkschaftsbundes, der Afa, des Deutschen Beamtenbundes und der politischen Parteien ( SPD , USPD und KPD ) hat die Regierung sich geweigert, sofort eine unzweideutige Antwort zu geben. Sie hat ihre Entscheidung auf den Abend verschoben. Die Wirtschaftsverbände und die politischen Parteien hatten von der Regierung verlangt: die Verlängerung des Ultimatums um weitere 48 Stunden, die Abberufung des Generals Watter, die Einhaltung des Bielefelder Abkommens. Die Regierung erklärt, das Ultimatum sei schon dadurch gegenstandslos geworden, daß sie Befehl gegeben habe, daß die Truppen nur langsam vorrückten. Die Truppenbewegungen sollen nur dem Zwecke dienen, .Lebensmittel an die Bevölkerung des Ruhrreviers heranzubringen“

Wäre die Lage nicht so furchtbar ernst, so möchte man das für einen blutigen Witz halten. Arbeiter! Genossen! Man hat Euch die abenteuerlichsten Greuelmärchen aufgetischt, um den Angriff der Soldateska gegen das Ruhrrevier zu bemänteln. Indessen, die Lage ist so klar und eindeutig, daß alle diese Manöver nicht mehr verfangen können:

Sobald die bewaffnete Macht die Reichswehrtruppen und der General Watter, unter welchen Vorwänden auch immer, mit welchem angeblichen Ziel auch immer, den Vormarsch gegen das Ruhrrevier beginnen, so handelt es sich um einen neuen Kampf der Soldateska gegen das gesamte Proletariat des Ruhrreviers, noch mehr, so schleudert die Soldateska dem gesamten Proletariat den Fehdehandschuh aufs neue ins Gesicht. Das Ruhrrevier ist die stärkste Stellung, die die Arbeiterklasse im Kampf gegen die Kapp – Lüttwitz erobert hat.

Arbeiter! Genossen!

Duldet Ihr, daß diese Stellung von den Militärs erstürmt wird, so werdet Ihr der Reihe nach im ganzen Reich niedergeworfen werden. Die Sicherheiten, die Ihr gefordert habt gegen die Wiederkehr eines Militärputsches, sind dann zerrissen. An Stelle eines Militärputsches tritt ein planmäßiger Feldzug der militärischen Konterrevolution, der 13. März kehrt wieder, aber diesmal wohl vorbereitet!

Arbeiter! Genossen! Das, was eine verräterische Regierung versucht, Euch aus der Hand zu winden, kaum daß sie ins Leben getreten ist, das gilt es jetzt, unverbrüchlich zu sichern: Die Bewaffnung des Proletariats, die Entwaffnung des Bürgertums. Im Ruhrrevier entscheidet sich die Sache des gesamten deutschen Proletariats. Dort fallen die Würfel darüber, ob der Säbel herrschen soll wie unter Noske oder ob die Arbeiterklasse den Säbel zerbricht.

Eure Forderungen sind: Entfernung und Verhaftung des Generals Watter und seiner Offiziere. Rücknahme, Entwaffnung und Auflösung der gegen das Ruhrrevier aufmarschierenden Truppen. Entwaffnung und Auflösung aller übrigen Truppen, die gegen die Arbeiterschaft kämpfen. Sofortige Bewaffnung der organisierten Arbeiter. Anerkennung der Arbeiter- und der revolutionären Betriebsräte.

Arbeiter! Genossen! Heraus aus den Betrieben!
Zu Hilfe dem Ruhrrevier, das für Euch in vorderster Reihe kämpft!

Appell der Zentrale der KPD, das Ruhrproletariat vor dem Rachefeldzug der Militaristen und damit zugleich die deutsche Arbeiterklasse gegen die Angriffe der Konterrevolution zu verteidigen – Berlin, 30. März 1920. Die Rote Fahne v. 31. März 1920. Aufruf. Unterzeichnet: Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund). –

Unter der Losung ,,Hände weg vom Ruhrrevier forderte die KPD am gleichen Tage nochmals eindringlich, die Niederschlagung des Ruhrproletariats zu verhindern. (Vgl. Die Rote Fahne v. 30. März 1920.) —
in Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)

-