Reichswehr sabotiert Bielefelder Abkommen

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25. März 1920

Soeben rief Herr Oberbürgermeister Cuno an und teilte mit, daß von selten des Militärs die Bielefelder Abmachungen offenbar nicht loyal inne gehalten würden. In Richtung Lünen fände ein Vormarsch statt, der die Dortmunder Arbeiterschaft in die größte Erregung versetzt und den Generalstreikbeschluß zu Folge gehabt habe. Auch in Hagen sei die Arbeiterschaft über den Vormarsch der Reichswehr in Richtung Dortmund sehr beunruhigt. Die Gegenseite habe ihre Verpflichtungen loyal inne gehalten und die Truppen auf das Südufer der Lippe zurückgenommen. Bei Dorsten sei es allerdings nicht möglich gewesen, weil die Hamborner Kampfzentrale die Bedingungen nicht anerkennen will.

Herr Stemmer (USPD) bestätigte mir dieses und erklärte, daß 4 Autos mit Flugblättern unterwegs seien, um aus der dortigen Abteilung die Leute der USP herauszuziehen und die Kommunisten zu isolieren. Bei der Zurückführung des Postens von Wulfen sei die Reichswehr nachgerückt und habe mit Minen geschossen, infolgedessen die Truppe sich wieder festgesetzt habe. Es sei notwendig, die Reichswehr bei Schermbeck etwas zurückzunehmen, damit der Rückzug der Arbeitertruppe möglich sei.

Herr Stemmer sagte weiter, daß von ihrer Seite alles getan werde, um die Abmachungen durchzuführen. Er habe aber das Gefühl, daß auf selten der Reichswehr Offiziere diese Abmachungen zu sabotieren versuchten. Er ersucht dringend, den Vormarsch sowohl nach Haltern wie auch nach Dortmund einzuhalten und das Militär auf die vereinbarten Linien zurück zuführen. Ich habe ihm weitere Veranlassung zugestanden und Ihn dringend ersucht, seinen ganzen Einfluß geltend zu machen, daß aber alle Teile des Abkommens von seiner Seite vollkommen durchgeführt werden.

Wie mir darauf Herr Regierungspräsident König mitteilte, habe Meinberg ( KPD ) in Dortmund die Bielefelder Abmachungen für sich als verbindlich anerkannt.“

Meldungen über den Bruch des Bielefelder Abkommens durch die Reichswehr und über Bestrebungen rechter USPD-Führer zur Isolierung der KPD — Münster, 25. März 1920, 5 Uhr 45 nachm. DZA Potsdam, Rk. u. Stk. Severing , Nr. 8, Bl. 105. Aufzeichnung. Ohne Unterschrift. Ms. — in Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)

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