Neun Tote in Weimar

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15. März 1920

Trauerzug Weimar Kapp-Putsch
Der kilometerlange Trauerzug für die Opfer des Kapp-Putsches in Weimar bewegte sich am 18. März 1920 vom Saal des Volkshauses  zum Hauptfriedhof. (Trauerzug über den Sophienstiftsplatz. Foto: Stadt Weimar, 60 10-6/1 Bd 1, Fotosammlung Kurt Schindler)

„Die Stadt lag finster da, ohne Strom, Gas und Wasser. Selbst die kommunalen und privaten Versorgungsbetriebe aller Art hatten ihre Arbeit vollständig eingestellt. Die Kapp-Söldner wurden bei ihrem Näherkommen mit lauten Rufen des Abscheus und der Verachtung empfangen. Da krachte plötzlich ein Schuss, den ein Offizier abgegeben hatte, der dafür sofort von einem Arbeiter niedergeschlagen wurde. In derselben Minute aber knatterten auch schon Salven aus Maschinengewehren mitten in die friedlichen Demonstranten hinein. Es entstand ein unbeschreiblicher Tumult. Tödlich getroffene Arbeiter sanken auf die Straße. Mit einem Steinhagel aus den seitlich gelegenen Gärten gingen die Arbeiter gegen die Kappisten vor, die sich immer mehr bedroht sahen und sich langsam aus der Umgebung des Volkshauses zurückzogen.“ Neun Tote und mehr als 35 zum Teil schwer Verwundete waren auf Seiten der Arbeiterschaft zu beklagen.

in: Weimarer Schriften zur Stadtgeschichte, 1973, von Paul Pfotenhauer

Alma Mahler-Werfel, damals Lebensgefährtin von Walter Gropius, erlebt die Kämpfe gegen die drohende Militärdiktatur lediglich als mißlungene Operette: „Wir wohnten im Hotel »Zum Elefant«. Vor mir der Marktplatz Dämmerung, ungeheure Erregung. Die jungen Pickelhaubenmänner der Kapp-Partei werden von den Arbeitern angespuckt. Sie rühren sich nicht… Am 20. März sind wir in die neue Wohnung von Walter Gropius übersiedelt. Der Generalstreik ist nicht mehr gar zu streng . . . Heute war das Leichenbegräbnis der im Kampf gefallenen Arbeiter. Der Zug vor meinem Fenster vorbei. Eine unendliche Reihe von Emblemen mit Aufchritten: Es lebe Rosa Luxemburg! Es lebe Liebknecht! Das Bauhaus war vollständig vertreten, und Walter Gropius, der einige Minister im Zug gehen sah,bedauerte es,daß er sich von mir hatte bereden lassen, da nicht mit zu tun. Ich aber wollte nur, daß er nicht politisiere…“

An die neun Toten erinnert auch das Denkmal, welches Walter Gropius 1922 schuf.

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