Marine auf Seiten der Putschisten
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13. März 1920
Innerhalb des Reichswehrministeriums stellte sich eine kleine Gruppe sofort der Regierung Kapp-Lüttwitz zur Verfügung, das war die Marine. Der Chef der Marineleitung, Vizeadmiral von Trotha , gab das schon am 13. März allen Marinestellen bekannt, wobei er die Erwartung aussprach, daß die Marine auch weiter seinen Befehlen folgen würde (1) . Auch die Marineoffiziere im Stabe Noskes, unter ihnen Kapitänleutnant Canaris , entschieden sich — im Gegensatz zu den Heeresoffizieren der Adjutantur — »ohne Zögern für die Truppe (2) , d. h. gegen Noske und die Regierung.
Vermutlich hing das damit zusammen, daß die Marinebrigaden den eigentlichen Kern der Meuterer bildeten und die Marineoffiziere meist ihnen angehörten. Aus Schlesien sandte der Führer der 3. Marinebrigade, Fregattenkapitän von Loewenfeld , der Brigade Ehrhardt sogleich seinen »herzlichsten Glückwunsch zum Erfolg« (3)
In Schlesien erklärte sich das Generalkommando für Kapp . Die Brigade von Loewenfeld rückte in Breslau ein; sie »war zweifellos nicht als neutral anzusehen, sondern marschierte unter Vorantragen der alten Kriegsflagge in dem Gefühl in Breslau ein, daß nun der neue „nationale“ Staat errichtet und die Revolution von 1918 damit überwunden würde . . .
Der Einmarsch erfolgte nicht offen zur Unterstützung des Umsturzes, sondern „zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in Breslau“, meines „Wissens auf Anforderung der Kommandantur Breslau . . .« Am Abend des 13. März verhaftete von Loewenfeld den Chef des Generalstabes der Befehlsstelle VI, Major Hesterberg , da er »seit langer Zeit politisch unzuverlässig« sei. Das Benehmen der Freikorps während des Putsches war mehr als fragwürdig; der Brigade von Loewenfeld insbesondere wurden »Gewalttaten, Mißhandlungen und Morde zur Last gelegt«, so daß »eine große Erbitterung gegen die Reichswehr bis weit in die rechten Kreise hinein bestand . . .«, wie General von Lequis , der zum Nachfolger des abberufenen Grafen Schmettow ernannt wurde, feststellte. Nach seiner Ansicht war »die Reichswehr und besonders ihr führender Teil, die Offiziere, wenn auch größtenteils ohne aktive Schuld, bis auf die Knochen diskreditiert…
Quelle: Franzis L. Carsten “ Reichswehr und Politik 1918 – 1933 „, 2. Auflage, Köln/Berlin 1965
(1) Bekanntmachung M 1580, Berlin, 13. März 1920: Abschrift in Nachlaß Seeckt , Box 17, Nr. 145: Militärgeschichtliches Forschungsamt Freiburg .
(2) Karl Heinz Abshagen über Canaris (1949)
(3) Akten der Reichskanzlei , Akten der Reichskanzlei , betreffend Reichsmarine , Band I : R 43 I 601 , Bundesarchiv Koblenz
Thema: Kapp-Putsch
(13. 03. 1920)