Reichswehr gegen Rote Armee

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25. April 1920

1920 erschien eine Broschüre mit dem Titel ,,Reichswehr gegen Rote Armee. Was im Ruhrgebiet geschah“, geschrieben von einem Redakteur der in Berlin erscheinenden SPD-Zeitung „Vorwärts“, Artur Zickler. Zickler wurde kurz nach dem Ende der revolutionären Bewegung von einer republikanischen Gesellschaft in Berlin gebeten, eine Informationsfahrt ins Ruhrgebiet zu unternehmen, Die Fahrt dauerte etwas länger als eine Woche und führte Zickler nach Dortmund und Elberfeld, kurz auch nach Hagen und Münster.

Zickler unterhielt sich vor allem mit seinen Parteifreunden. Die Dortmunder SPD-Führer erzählten ihm ihre – höchst tendenziöse – Version vom Kampf um Dortmund am 17. März 1920; zutreffender sind die Informationen, die Zickler in Elberfeld erhielt. Zickler ist Limkssozialdemokrat. Einerseits greift er seinen Parteigenossen vom rechten Flügel, den soeben gestürzten Reichswehrminister Gustav Noske an, der versucht hatte, mit Truppenführern aus dem alten kaiserlichen Heer eine Wehrmacht der Republik aufzubauen, ein Versuch, der mit dem Militärputsch vom März 1910 gescheitert war. Einen ebenso deutlichen Trennungsstrich zieht Zickler auf der anderen Seite gegenüber den Kommunisten; er findet es bedauerlich, daß das brutale Vorgehen und der reaktionäre Charakter der Truppen den Kommunisten „Vorschub“ geleistet habe.

Eine ähnlich vermittelnde Linie versucht er in seinem Gesamturteil über die revolutionäre Bewegung Im Ruhrgebiet einzuhalten. Er findet es richtig, daß die Arbeiter gegen das reaktionäre Militär zu den Waffen griffen. Der bewaffnete Kampf, meint er weiter, hätte jedoch nach dem Abschluß der Verhandlungen zwischen der Ruhrarbeiterschaft und der Reichsregierung abgebrochen werden müssen. Diejenigen, die danach noch weiterkämpften, seien „Verbrecher und Abenteurer“ gewesen, oder – und dies ist nun für Zickler besonders charakteristisch – sie seien ein beklagenswertes Beispiel dafür, daß „der Militarismus eine deutsche Volkskrankheit ist, die sich nicht nur ins Junkertum und Bürgertum eingefressen hat, sondern auch in die untersten Volkskreise“. Einen Fall dieser „Volkskrankhelt“ sieht Zickler In dem Verhalten der bewaffneten Arbeiter in Pelkum bei Hamm , die sich einer weit überlegenen Reichswehrtruppe gestellt und dieser die Gelegenheit zu einem blutigen Gemetzel gegeben hätten. Wir werden noch sehen, wie gründlich Zickler mit dieser Deutung die Wirklichkeit verzerrt hat.

(in Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet ,Band I)

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