Oskar Kanehl, geboren 1888 in Berlin, studierte zunächst Literaturwissenschaft und Philosophie. Ab 1913 veröffentlichte er Gedichte gegen Militarismus. Nachdem er eingezogen worden war, verbreite er diese auch an der Front! Nach seiner Rückkehr am 8. November 1918 wurde er in den Berliner „“Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte““ gewählt. Kanehl trat der AAUE (Allgemeine Arbeiterunion Einheitsfront) bei.
Diese setzte sich für die Räteidee, Antiautoritarismus und Dezentralismus ein. Institutionen wie Parlament, Gewerkschaften sowie eine Kaderpartei lehnten die Unionisten strikt ab. 1920 waren die Anarcho-Syndikalisten in einigen Städten (Mülheim, Hamborn, Oberhausen) die mitgliedsstärksten Organisationen. Nach dem Scheitern der Arbeiteraufstände 1923 verloren sie an Mitgliedern und Bedeutung.
Oskar Kanehl stürzte sich am 28. Mai 1929 in einem Fieberanfall aus dem Fenster. Erich Mühsam schrieb in einem Nachruf: „“Die äußerliche Korrektheit des Regisseurs der Rotter-Bühnen war das sorgfältig gehütete Inkognito einer immer gärenden, immer rebellischen, immer gewalttätigen Natur, die das Korrekte, das Ebenmaß, das sittsam Geordnete, hinter dem sich Knechtschaft und Feigheit verbirgt, fanatisch haßte und geekelt verachtet.
Kanehl wünschte nicht, dass die Mitwelt in sein Leben sähe, er ließ sie noch nicht einmal seinen Tod sehen. (…) Vielleicht war es ein Schwindelanfall im Malariafieber; vielleicht war es – mir ist das glaubhafter – ein spontaner Entschluß, ein plötzliches Übelbefinden der Laune, ein Gedanke an die entsetzliche Stumpfheit der Gegenwart, die nie aus dem Augenblick zu handeln wagt, an die gehorsame Passivität der Arbeiterschaft, die nicht einmal angesichts der Maimorde 1929 den Mut zu eigenem Willen aufbrachte.
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