Keine Verhandlungen! Rücksichtslose Waffengewalt!
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18. März 1920
Anweisung des Reichswehrgruppenkommandos 1 an die unterstellten Reichswehr-kommandos zum rücksichtslosen Kampf gegen die revolutionären und die anderen demokratischen Kräfte: Überall, wo die Truppe Widerstand findet, ist die Waffengewalt der Truppe sofort mit rücksichtsloser Energie und schwersten Kampfmitteln zur Anwendung zu bringen. Verhandlungen, die der Gegner nur anknüpft, um Zeit zu gewinnen und die Truppe zu verwirren, sind peinlichst zu vermeiden.
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Es ist sicher, daß wir vor einem Versuch größten Stils zur Einführung der Räterepublik stehen. Der Gegner hat die Absicht, die Reichswehr durch Aufstände in den großen Städten in deren Innern zu fesseln und sie dann durch Heranführen roter Truppen von außen einzuschließen. Es liegen Anzeichen vor, daß der Gegner gut, vielleicht von fachkundigen Militärs geführt wird. Auch seine die Truppen zermürbende Propaganda scheint gut organisiert zu sein.
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Den militärischen Befehlshabern wird, um die Absichten des Gegners zu durchkreuzen, dringend empfohlen, so schnell wie möglich starke, kampfkräftige Verbände aller Waffen außerhalb der größten Städte zusammenzuziehen, um mit diesen zunächst den Gegner im freien Felde anzugreifen. Ist im freien Felde kein Gegner mehr vorhanden, so müssen die verlorengegangenen Städte mit zusammengefaßten Kräften eine nach der anderen von außen her konzentrisch angegriffen und zurückerobert werden. Angriffe mit zu geringen Kräften sind zu vermeiden, überall, wo die Truppe Widerstand findet, ist die Waffengewalt der Truppe sofort mit rücksichtsloser Energie und schwersten Kampfmitteln zur Anwendung zu bringen. Verhandlungen, die der Gegner nur anknüpft, um Zeit zu gewinnen und die Truppe zu verwirren, sind peinlichst zu vermeiden. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß das Vaterland sich in schwerster Gefahr befindet und nur durch rücksichtslosen Einsatz der Truppe und zielbewußte energische Führung aller Militärbefehlshaber gerettet werden kann.
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Sämtliche Hilfsmittel zur Verstärkung der Reichswehr (Einwohnerwehren, Zeitfreiwillige, Technische Nothilfe) sind in vollem Umfange nutzbar zu machen, die gesamte national gesinnte Bevölkerung einschl. national gesinnter Arbeiter ist zur Mitwirkung aufzubieten.
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Letzte Nachrichten besagen, daß beträchtliche Teile der Gewerkschaften, Beamten- und Angestelltenvereinigungen in der augenblicklichen politischen Verwirrung sich der Bewegung für Einführung der Räterepublik anzuschließen scheinen, also feindlich sind.“
Das Reichswehr-Gruppenkommando 1 wurde am 1. Januar 1920 in Berlin, im Wehrkreis III, aufgestellt. Der Stab unterstand direkt dem Reichswehrministerium.
Anweisung des Reichswehrgruppenkommandos 1 an die unterstellten Reichswehrkommandos zum rücksichtslosen Kampf gegen die revolutionären und die anderen demokratischen Kräfte — Berlin, vermutlich 18. März 1920.
StaatsA Schwerin, Min. d. I., Nr. 21 195, Bl. 84. Rundschreiben. Durchschr. Zusatz des Reichswehrbrigadekommandos 9: .Allen Truppen bekanntzugeben. “
in Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)
Thema: Kapp-Putsch
Quelle(n): Arbeitereinheit rettet die Republik
(18. 03. 1920)