Die allgemeine Spannung stieg ungemein an, und die Streikbewegung erreichte ein bisher nicht dagewesenes Ausmaß: am 10. Januar streikten über 11%, am 11. Januar knapp 16% der Bergleute aller Ruhrzechen. Schon mußte der Gasverbrauch in Essen und Duisburg drastisch eingeschränkt werden, und es war abzusehen, daß die Gasversorgung bald ganz zusammenbrechen wurde.
Sozialisierung des Ruhrkohlenbergbaus
In dieser Lage kam der Arbeiter- und Soldatenrat von Essen, in dem die drei Arbeiterparteien paritätisch zusammenarbeiteten, zu der Ansicht, daß nur eine vorwärtsweisende gesellschaftspolitische Initiative helfen konnte. Er beschloß, den Bergbaulichen Verein (die Dachorganisation der Zechenunternehmer) und das Kohlensyndikat (das Produktions- und Verkaufssyndikat der Zechen) in Essen mit Kontrollkommissionen zu besetzen und damit die Sozialisierung des Ruhrkohlenbergbaus einzuleiten. Eine nach Essen einberufene Konferenz von Delegierten der Ruhrzechen bestätigte die Maßnahme. Es gelang den Essenern, die drei Arbeiterparteien und die Gewerkschaften auf der Linie ihres Konzepts zu einigen und mit der Parole ,,Rätesystem ist besser als Streik“ die Streikbewegung in kurzer Zeit zu beenden.
in:; Erhard Lucas, Märzrevolution im Ruhrgebiet I
Vorher - Nachher
Thema: Novemberrevolution 1918/19
Quelle(n): Märzrevolution im Ruhrgebiet I
(10. 01. 1919)