Aufruf des Aktionsausschusses Brandenburg zum Generalstreik

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14. März 1920

Der Generalstreik proklamiert! Arbeiter, Bürger und Genossen!

Um den Kampf gegen die wahnsinnigen Putschversuche einer reaktionären Soldateska mit aller Energie aufzunehmen, haben die Funktionäre und Vertrauensleute aller sozialistischen Parteien und der Gewerkschaften gestern abend einstimmig beschlossen, den Generalstreik zu proklamieren. Die Dauer des Generalstreiks ist vorläufig bis auf Dienstagabend 6 Uhr festgesetzt worden und wird je nach der Situation verlängert werden. „,“Es wird aus den Vorständen sämtlicher Gewerkschaften und den sozialistischen Parteien ein Aktionskomitee gebildet, das aus sich selbst heraus eine Unterkommission bildet. Alle Beschlüsse und Maßnahmen werden von diesem Komitee angeordnet und sind aufs strengste zu befolgen. Alle lebenswichtigen Betriebe arbeiten welter und zwar zunächst die Bäckereien, Fuhrgeschäfte, welche Lebensmittel- und Kohlentransporte zu erledigen haben, Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerk.

Die Angestellten des Krankenhauses und der Lazarette legen die Arbeit nicht nieder. Der Aktionsausschuß wird noch näher bezeichnen, welche Betriebe als lebenswichtig anzusehen sind. Alle Ladengeschäfte schließen, nur Lebensmittelgeschäfte bleiben geöffnet. Die Behörden arbeiten weiter, um in der geregelten. Durchführung namentlich der Lebensmittelversorgung keinerlei Stockungen eintreten zu lassen. Die Straßenbahn stellt Sonntag früh ihren Betrieb ein. Der Streikbeschluß gilt auch für alle Druckereien; ausgenommen von dieser Verfügung ist der Betrieb der .Brandenburger Zeitung . Alle Bekanntmachungen und Kundgebungen des Aktionskomitees erscheinen in der Brandenburger Zeitung .

Arbeiter, Genossen! Die Zeit drängt. Die Lage ist äußerst schwierig. Geeint können wir die Bestrebungen einer volksfeindlichen Reaktion zu Schanden machen. Gewerkschaften und Parteien erwarten von Euch, daß der Streikbeschluß unverzüglich in allen, in Frage kommenden Betrieben durchgeführt wird. Wir weisen darauf hin, daß die großen Depeschenbüros in der Hand der reaktionären Putschisten sind und daß heute wieder wie wahrend des Krieges mit faustdicken Lügen gearbeitet wird, um Streit und Unsicherheit in die Reihen der Arbeiterschaft zu tragen. Schenkt diesen Lügen keinen Glauben. Laßt die proletarische Einigkeit durch nichts stören. Der Bruderzwist hat uns genug geschadet. Es wird Zeit, daß sich die Arbeiterschaft vereint in den Kampf für ihre Ideale begibt.
Vereinzelt sind wir nichts, vereint alles! Auf zum Kampf, auf zum Sieg! (2)

Wir protestieren heute vormittag 10 Uhr auf dem Trauerberg.“ (3)“,“(1) Der Aktionsausschuß, der sich am 13. März gebildet hatte, bestand aus 4 SPD -, 3 USPD – und 2 KPD -Mitgliedem.

(2) Hier folgt die Unterzeichnung des Aktionsausschusses.
(3) Sowohl am 13. als auch am 14. März 1920 bekannten sich die Brandenburger Arbeiter in machtvollen Demonstrationen auf dem Trauerberg zur Aktionseinheit und zum entschlossenen Kampf gegen die Militärdiktatur (vgl. den Bericht der ,,Brandenburger Zeitung“ v. 15. März 1920).

Quelle: Brandenburg , 14. März 1920 , Stadt Brandenburg , Rep. 151 1-3 , Flugblatt
in: Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)

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