Professor Dr. Karl Horn in München ermordet

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3. Mai 1919

Am 2. Mai 1919, nachmittag 5 Uhr, kamen zwei bewaffnete Soldaten des Freikorps Epp in die Wohnung Daisenhofener Str. 12 , München , des Dr. Karl Horn , Professor für Mathematik und Physik, und brachten ihn nach dem Gefängnis Stadelheim. Dort verhörte ihn der Kommandant, Leutnant Heußer , und gab ihm einen Passierschein, auf welchem die Schlußworte standen: ,,Professor Dr. Karl Hom irrtümlich verhaftet“. Horn kehrte um 8 Uhr abends in seine Wohnung zurück.

Am nächsten Morgen früh acht Uhr traten abermals zwei Bewaffnete des Freikorps Epp in die Wohnung und brachten ihn in das Haus Tegernseer Landstraße 98, wo die Befehlsstelle mit dem Stab des 1. Bataillons des Schützenregiments 1 (Freikorps Epp ) lag.

Dort wurde er im Hofe von dem herbeigeholten diensttuenden Leutnant Josef Dinglreiter (Bataillonsadjutant) ohne Verhör kurz mit den den Worten abgefertigt: ,,Ab nach Stadelheim, erledigt“ und drei Soldaten zum Transport übergeben. Hom versuchte umsonst, seinen Passierschein vorzuweisen.

Von einem dieser drei Soldaten wurde Horn auf der vor dem Haus Stadelheimer Str. 33 befindlichen Wiese um 8:45 Uhr durch einen Schuß von rückwärts durch den Kopf getötet. Die Begleitmannschaft raubte Schuhe, Uhr mit Kette und Anhänger, plünderte die Taschen und versuchten den Ehering abzuziehen. (Aussage des Augenzeugen Georg Gruber in meinem Besitz.) Die Leiche wurde quer über dem Fußweg liegen gelassen. Der Täter, wahrscheinlich Unteroffizier Georg Grammetsberger , kehrte zur Stadt zurück, die beiden andern Soldaten gingen nach Stadelheim .

Um halb 3 Uhr nachmittags wurde die Leiche von der Gattin und dem neunjährigen Sohne am Tatort gefunden. Das Verfahren gegen Grammetsberger wurde eingestellt. Gegen Dinglreiter fand kein Verfahren statt. Sowohl das Landgericht München wie das Oberlandesgericht München haben die Klage der Witwe abgewiesen, da eigenes Verschulden des Getöteten vorliegt. Dieser habe zu  „jenem Kreis von Leuten gehört, die die Bevölkerung aufgehetzt und dadurch mittelbar die Ausschreitungen der Soldaten selbst erzeugt haben.“ Die Sache geht jetzt ans Reichsgericht.

Karl Horn, 1876-1919, Studienprofessor an der Maria-Theresia-Kreisrealschule in München.

in: Vier Jahre Politischer Mord , von Emil Julius Gumbel , eine Broschüre, in denen der Autor der Justiz etwa 300 ungesühnte politische Morde – in der Regel von rechts – in den Jahren 1918-1920 nachweist, veröffentlicht 1922: „Die höchste zuständige Stelle, der Reichsjustizminister, hat meine Behauptungen mehrmals ausdrücklich bestätigt. Trotzdem ist nicht ein einziger Mörder bestraft worden. “ –

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