Der Anstoß, eine straff militärisch organisierte und kasernierte Spezialpolizei zur Bekämpfung von Unruhen und Aufständen zu schaffen, kam am 10. Januar 1919 ausgerechnet von Hauptmann Waldemar Pabst, der weniger Tage später die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht befehligte. Pabst, der Stabschef der Berliner Garde-Kavallerie-Schützendivision, neben dem Regiment Reinhard wichtigstes Freikorps im revolutionären Berlin, misstraute der eigentlichen Polizei, deren Leiter Eichhorn mit den sozialistischen Kräften in der Arbeiterschaft sympathisierte. Diese bisherige Polizei sollte entwaffnet und nur noch für Ordnungswidrigkeiten zuständig sein.
Unter Leitung des Militärs wurde in den Räumen des Moabiter Kriminalgerichts ein Anwerbebüro eingerichtet, das Soldaten und Offiziere mit „Fronterfahrung“ einstellte. Zur SIPO, wie diese Spezialpolizei genannt wurde, gehörte auch eine „Hundertschaft zur besonderen Verwendung (z.b.V.). Sie stand unter dem Kommando von Polizeihauptmann Walther Stennes, der später als Oberster SA-Führer Ost Karriere machen sollte. Überhaupt gehörten zur SIPO viele, die wenige Jahre später zur NS-Prominenz gehörten. Ganze Freicorpseinheiten wurden en bloc übernommen.
Eine der en bloc übernommenen Einheiten war die im Regiment Reinhard speziell für polizeiliche und nachrichtendienstliche Aufgaben eingerichtete 3. Streifkompanie unter Hauptmann Eugen von Kessel. Der Streifkompanie „Kessel“ neben Soldaten auch ehemalige Mitglieder der unter Polizeipräsident Emil Eichhorn aufgelösten Politischen Polizei an. Diese „Streifkompanie“ sammelte in nachrichtendienstlicher Tätigkeit Hinweise auf „staats- und regierungsfeindliche Absichten, es wurden Listen der Führer der Spartakusbewegung verfasst, ihrer Wohnungen, Versammlungslokale, Druckereien. Über 120 Führer der Spartakusbewegung wurden dann nachts von Angehörigen der 3. Streifkompanie aus den Betten geholt und verhaftet.
Großes Aufsehen erregte die brutale Erschießung von 29 Angehörigen der Volksmarinedivision, die ebenfalls von Angehörigen der Streifkompanie „Kessel“ durchgeführt wurde: Ein Leutnant Marloh nahm etwa 300 Mann der Volksmarinedivison fest. Oberst Reinhard und Hauptmann Eugen von Kessel befahlen die Exekution.
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