Ab 1939 veröffentlichte die „Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt des Heeres“ eine Buchhreihe unter dem Titel „Darstellungen aus den Nachkriegskämpfen deutscher Truppen und Freikorps“ Der letzte (9.) Band dieser Reihe behandelte die Kämpfe im Ruhrgebiet 1918 bis 1920. Er erschien 1943, zu einem Zeltpunkt also, als es angezeigt war, den Ruhm der Großdeutschen Wehrmacht aus der Tradition aufzufrischen.
Nach Art einer Kriegsgeschichte werden in diesem Buch die Leistungen der Truppen dargestellt, die das Ruhrgebiet und damit das Reich vor dem Untergang im Bolschewismus bewahrten. Den „roten Horden“, den „roten Banden“, oder auch kurz: dem „Gegner“, dem „Feind“ auf der anderen Seite, so meinen die Autoren, fehlten die Grundlagen zu einem dauerhaften Sieg. Wohl konnte er überraschende Anfangserfolge erzielen („Auch im Bürgerkrieg spielt es eine große Rolle, wem der erste Erfolg zufällt“), zumal er hinterhältig und prinzipiell wortbrüchig war und ihm im Kampfe auch das gemeinste Mittel recht war. Aber der Roten Armee fehlte vor allem „ein großer Führer, dem die Massen blindlings gefolgt wären“, es fehlte die soldatische „Mannszucht“, der bedingungslose Gehorsam gegenüber dem Führer und seinen Beauftragten. –
Einen Widerspruch macht das Buch gerade noch sichtbar, um ihn sofort wieder zuzudecken. Es gibt zu, daß die Arbeiterbevölkerung die revolutionäre Bewegung trug und beschimpft sie – konsequent – als „die Menschenmassen, die hier (Im Revier) hausten und zum größten Teil von der Hand in den Mund lebten“. Dann aber besinnen sich die Autoren – handelt es sich doch immerhin um „Volksgenossen“, umgab doch Adolf Hitler die Arbeit „mit dem ihr gebührenden Adel“. So lautet das ScblußurteiI des Buches: Die große Masse war verführt, war in die Hände von „falschen Propheten“ geraten.
in Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet , Band I
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