In Bottrop-Kirchhellen gibt es eine Loewenfeldstraße – wer war dieser Loewenfeld? Um es vorweg zu sagen: Unserer Ansicht nach war Wilfried von Loewenfeld ein Faschist, Militarist und Anführer einer Mörderbande, die sich ,“Freikorps Loewenfeld“ und ,“III. Marine-Brigade“ nannte. Wir wollen dies hier mit Dokumenten, deren Herkunft wir jeweils nachgewiesen haben, belegen.
Unserer Meinung nach hat in keiner Stadt dieser Loewenfeld etwas auf einem Straßenschild zu suchen, kein „Ehrenmal“ seiner Mörderbande das Stadtbild zu verschandeln und niemand ,“ehrendes“ Angedenken an diesen Herrn und seine Meute abzuhalten. Denn „Ehrenmänner“ waren Loewenfeld und seine Bande gegenüber Zivilisten und Gegnern wohl kaum. Sie können es hier nachlesen.
Eigentlich ist diese Dokumentation überflüssig. Jeder, der wissen will und wollte, kann und konnte Material über die Freikorps im allgemeinen und über Loewenfeld im Besonderen bekommen und – solange sie lebten – mit Zeitzeugen sprechen. Man muß(te) nur wollen! Die Mehrheit in der zuständigen Bezirksvertretung Kirchhellen lehnt noch immer eine Umbenennung der Straße ab, obwohl man ,“eigentlich“ weiß… – heute, nach 80 Jahren!
J. Gingold und M. Gerber, Bottrop, im März 2000 –
Vorwort der Broschüre zu Loewenfeld, heraus gegeben von der DKP-Ratsfraktion Bottrop
Im Militärarchiv findet sich auch eine Art Lebenslauf von Herrn Loewenfeld, geschrieben von G. Schult, der angibt: „Von 1919 bis 1925 war ich sein Registrator“. Vermutlich stammt der Nachruf aus den fünfziger Jahren. Er wird im folgenden wörtlich und vollständig wiedergegeben:
Wilfned von Loewenfeld wurde am 25. September 1879 als Sproß einer alten Offiziersfamilie geboren und trat im April 1897 in die Kaiserliche Marine ein. Nach erfolgreicher Kadetten- und Offiziersausbildung wurde Kapitänleutnant v. Loewenfeld im Jahre 1912 Erster Offizier auf dem modernen Kleinen Kreuzer „Breslau“ und nahm als solcher Anfang des ersten Weltkrieges an dem Durchbruch der Mittelmeerdivision nach den Dardanellen teil.
Im November 1915 übernahm er, von der Türkei zurückgekehrt, die Dienststellung des l. Offiziers auf dem 9000t großen Panzerkreuzer „Prinz Heinrich“ und im August 1916 den Minendampfer „Deutschland“ als Kommandant. Im weiteren Verlaufe des Krieges wurde Korvettenkapitän v. Loewenfeld Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Marineanlagen Kurland, der l. Marinedivision und beim Admiral der Marine im Großen Hauptquartier (Seekriegsleitung), als dessen 1. Adjutant er das Ende von 1918 erlebte.
Seine Popularität erlangte die markante Persönlichkeit v. Loewenfeld als Kommandeur der 3. Marinebrigade – Freikorps Loewenfeld -, die sich aus freiwilligen Soldaten aller Dienstgrade zusammensetzte, im Kampf gegen die Insurgenten in Oberschlesien und im Kampf gegen die Spartakisten im Ruhrgebiet 1919 bis 1920. Infolge seiner Führernatur, seiner Strenge und doch Verständnis für alle menschlichen Schwächen und sein gutes Namengedächtnis – er kannte fast alle seine Getreuen beim Namen – mit Unterstützung seines l. Generalstabsoffiziers, Hauptmann von Bose, und einem Stab populärer Offiziere, dem späteren Generaladmiral Carls, dem berühmten U-Bootsoffizier V. Arnauld de la Periere, Admiral Kolbe. Admiral v. Schrader, General Kleebe, sowie die gefallenen Offiziere Kukat und Mengdahl und eines Stammes bewährter Unteroffiziere wie die beiden U-Bootsmaate Döhring und Nischann (nur einige der gefallenen bzw. inzwischen verstorbenen sind genannt) hatte er eine gefestigte Truppe hinter sich, die einen kameradschaftlichen Zusammenhalt entwickelte, der über den Tod des Kommandeurs hinaus ging und noch heute lebendig ist.
Nach Auflösung dieses Freikorps – 31. 5. 20 in Sennelager – wurde der inzwischen zum Fregattenkapitän – 8. 3. 20 – und Kapitän z. S. – 1.12.21 – beförderte Seeoffizier in die Reichsmarine übernommen. Von 1922 – 23 führte er als Kommandant den nach dem Kriege wieder in Dienst gestellten Schulkreuzer „Berlin“ zur Ausbildung des Marineoffiziersnachwuchses in außerdeutschen Häfen. Hierzu hatte er einen Stamm alter Freikorpsoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften mitgenommen. 1924 war v. Loewenfeld Chef des Stabes der Marinestation an der Ostsee, 1925 Leiter der Flottenabteilung im Reichswehrministerium und 1928, mit der Beförderung zum Konteradmiral, Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee und zugleich Führer des Verbandes der Aufklärungsstreitkräfte.
Am 31.12.28 erfolgte seine Verabschiedung aus dem Marinedienst mit dem Charakter als Vizeadmiral. Wilfried v. Loewenfetd war mit der Grafin Dorothee v. Bismarck-Schönhausen – einer Enkelin des Fürsten – verheiratet und starb im Juli 1946 in Schleswig. Seine sterblichen Überreste wurden nach vorübergehender Bestattung in Schleswig später zu seinen Getreuen von der 3. Marinebrigade auf dem Nordfriedhof in Kiel zur letzten Ruhe gebettet.
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