1930 erschien aus kommunistischer Feder von Erwin Brauer : ,,Der Ruhraufstand von 1920″ -, es bleibt weit hinter Meinbergs Artikelserie von 1927 zurück. Es ist geschrieben auf Grundlage dessen, was die KPD in der Spätphase ihrer legalen Existenz unter ,,Militärpolitik“ verstand: ,,Technik“ des revolutionären Aufstands. Brauer konzentriert sich ganz auf die bewaffneten Kampfe, und dabei verdreht er die spontanen Aktionen der Arbeiter zu großangelegten strategischen Plänen. Ein Zitat zur Illustration:
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,,Bis Dortmund verfolgten wir… in der Strategie der bewaffneten Arbeiterarmee das Prinzip, durch Konzentration sämtlicher vorhandener Truppen auf einen Angriffspunkt den Sieg zu sichern. Nunmehr aber … konnten verschiedene Aufgaben zu gleicher Zeit… bewältigt werden .. . Mit durchaus richtiger Überlegung und glänzender Einschätzung der politisch-militärischen Situation zerteilte sich nun die Rote Armee von Dortmund ab in drei verschiedene Teile.“
Voll Stolz schreibt Brauer weiter, die Rote Armee halte nach ,,Manövrierfähigkeit“ und ,,strategischem Geschick … der schärfsten. Kritik geübter bürgerlicher Generalstäbler“ stand.“ Von da aus ist es nur konsequent, daß Brauer die Darstellung des Aufbaus der Roten Armee, die das Militär in Münster nach Niederschlagung des Aufstands an Hand von Spitzelberichten konstruiert hatte, einfach übernimmt.
Demgegenüber ist die politische – also entscheidende – Dimension des Geschehens bei Brauer nur noch verkümmert zu erkennen. Die drei Arbeiterparteien werden in der schematischen Weise klassifiziert, die in der kommunistischen Literatur üblich geworden war (die SPD offen und bewußt verräterisch, die USPD, vor allem deren Führung, faktisch ebenso verräterisch, dies jedoch hinter revolutionären Worten verbergend, die KPD die einzige revolutionäre Organisation). Erklärungen und Vereinbarungen mißt Brauer an einem abstrakten ,,revolutionären“ Maßstab, d. h. er versteht nicht, sie aus der jeweiligen Situation heraus zu würdigen.
in Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet , Band I
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