Ich fuhr bei dunkler Nacht allein im Wagen
In einem deutschen Land, das ihr kennet
Wo rings, zu Boden von der Macht geschlagen
Manch Mannesherz im heißen Zorn entbrennet
Im Zorne, daß die Freiheit, die errungen
Mit saurer Müh‘, in ruhelosem Wachen
Vertrieben ward, und nun von feilen Zungen
verspottet wird, verhöhnt mit Schimpf und Lachen
Ein dichter Nebel deckte Heid‘ und Fluren,
Nur selten, daß des Windes Stöße trafen
Die Pappeln, die aus ihrem Schlummer fuhren
Erschreckt, um eilig wieder einzuschlafen.
Doch hell die Luft; Damokles‘ Schwerte gleichend,
Hängt über jener Stadt, dahin ich eile,
Des Mondes scharfe Sichel – fernhinreichend
Ist Königszorn, und trifft in kurzer Weile!
Und um des Wagens Räder springend bellen
Die Hunde auf zu mir; sind sie erbittert,
Verwandt der Hauptstadt feilen Schreibgesellen,
Weil meinen freien Geist sie ausgewittert?
Was kümmern die mich? tief gedrückt ins Kissen,
Leb‘ ich in Zukunftsträumen, freien, dreisten:
Laßt Euch nicht irremachen, denn wir wissen
Wenn nah der Morgen, drückt der Alp am meisten!
Und ja, der Morgen ist herbeigekommen,
Sein Stern flammt vor ihm her, den Weg bereitend,
Der Freiheit Glocken wecken alle Frommen,
Nun nicht mehr Sturm, nein, heitern Frieden läutend!
Des Geistes Baum mit Wurzelarmen preßte
Den Rest der abgestorb’nen Zeit zu Trümmern,
Und über alle Welt streu’n seine Aste
Die Blüten aus, die ewig golden schimmern!
So schlief ich ein; und morgens drauf erwachend
Sah‘ ich die Erde selig, lichtumfangen
Und vor mir Stüves Stadt, umglänzt und lachend,
Der Freiheit Stadt, im Morgenlichte prangen.
Nachtfahrt, Gedicht von Friedrich Oswald, in „Deutscher Courier“ Nr. 1 vom 3. Januar 1841
- Nachher
Thema: Vormärz
(03. 01. 1841)
Schlagwort: Lieder |