Heute morgen fuhr ich nach Düsseldorf

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14. Juli 1848

Heute morgen fuhr ich nach Düsseldorf
In sehr honetter Begleitung
Ein Regierungsrat – er schimpfte sehr
Auf die Neue Rheinische Zeitung

„Die Redakteure dieses Blatts“,
So sprach er, „sind sämtlich Teufel
Sie fürchten weder den lieben Gott
Noch den Ober-Prokurator Zweiffel

Für alles irdische Mißgeschick
Sehn sie die einzige Heilung
In der rosenrötlichen Republik
Und vollkommener Güterteilung

Die ganze Welt wird eingeteilt
In tausend Millionen Parzellen
In so viel Land, in so viel Sand
Und in so viel Meereswellen

Und alle Menschen bekommen ein Stück
Zu ihrer speziellen Erheitrung – 
Die besten Brocken: die Redakteur
Der Neuen Rheinischen Zeitung

Auch nach Weibergemeinschaft steht ihr Sinn
Abschaffen wolln sie die Ehe
Daß alles in Zukunft ad libitum
Miteinander nach Bette gehe

Tartar und Mongole mit Griechenfraun
Cherusker mit gelben Chinesen
Eisbären mit schwedischen Nachtigalln
Türkinnen mit Irokesen

Tranduftende Samojedinnen solln
Zu Briten und Römern sich betten
Plattnasige düstre Kaffern zu
Alabasterweißen Grisetten

Ja, ändern wird sich die ganze Welt
Durch diese moderne Leitung –
Doch die schönsten Weiber bekommen die
Redakteure der Rheinischen Zeitung

Auflösen wollen sie alles schier
Oh, Lästrer sind sie und Spötter
Kein Mensch soll in Zukunft besitzen mehr
Privateigentümliche Götter

Die Religion wird abgeschafft
Nicht glauben mehr soll man an Rhenus
An den nußlaub- und rebenbekränzten, und nicht
An die Mediceische Venus

Nicht glauben an Kastor und Pollux – nicht
An Juno und Zeus Kronion
An Isis nicht und Osiris nicht
Und an deine Mauern, o Zion

Ja, weder an Odin glauben noch Thor
An Allah nicht und an Brahma –
Die Neue Rheinische Zeitung bleibt
Der einzige Dalai-Lama“

Da schwieg der Herr Regierungsrat
Und nicht wenig war ich verwundert
Sie scheinen ein sehr gescheiter Mann
Für unser verrückt Jahrhundert

Ich bin entzückt, mein werter Herr
Von Ihrer honetten Begleitung –
Ich selber bin ein Redakteur
Von der Neuen Rheinischen Zeitung

Oh, fahren Sie fort, so unsern Ruhm
Zu tragen durch alle Lande –
Sie sind als Mensch und Regierungsrat
Von unbeschränktem Verstande

Oh, fahr er fort, mein guter Mann –
Ich will ihm ein Denkmal setzen
In unserm heitern Feuilleton –
Sie wissen die Ehre zu schätzen

Ja, wahrlich, nicht jeder Gimpel bekommt
Einen Tritt von unsern Füßen –
Ich habe, mein lieber Regierungsrat
Die Ehre, Sie höflich zu grüßen

Quelle:  zuerst in Neue Rheinische Zeitung Nr. 44, 14. Juli 1848,
Georg Weerth: Sämtliche Werke, Band 1, Berlin 1956/57, S. 266-268

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