Forderungen der Hamborner Bergarbeiter

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23. November 1918

Am 23. November gestand der Zechenverband den Gewerkschaften gerinfügige Lohnerhöhungen zu, in der Hoffnung, daß es den Gewerkschaften mit diesem ,,Erfolg“ in der Hand gelingen möge, die Hamborner Bergarbeiter zu disziplinleren. Das erwies sich als Felschlag, und zwar einfach deshalb, weil die im Kriege aufs äußerste ausgebeuteten und ausgehungerten Bergarbeiter weit größere Zugeständnisse der Unternehmer für notwendig hielten, um wieder zu einigermaßen erträglichen Lebensverhältnissen zu kommen

Die Hamborner Bergleute formulierten Ihre Forderungen — u. a. Lohnerhöhungen, eine einmalige Zahlung von 500–600 Mark pro Bergmann sowie von 100 Mark für jedes K!nd unter 14 Jahren, und eine weitere Verkürzung der Schichtzeit auf 7 Stunden. Die Direktion lehnte die Forderungen zunächst ab, doch einige Tage später genügte es, daß die Belegschaft eine Massendemonstration vor der Wohnung des Generaldirektors androhte. um diesen zur Annahme der Lohnforderungen – mit einigen Abstrichen — zu bringen.

Auf die Nachricht von diesem Erfolg traten Zechenbelegschaften der näherern und weiteren Umgebung – von Duisburg bis Essen-Karnap– mit eigenen Forderungen hervor und unterstrichen sie durch Arbeitsniederlegungen. Sie erreichten zunächst nichts. Aber allein durch die Ausdehnung der Streikbewegung befanden sich die Unternehmer bereits in einer bedrohten Position, als ihre Vertreter am 13. Dezember in Essen erneut mit den Gewerkschaften verhandelten.

(nach Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet , Band I )

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